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Die Streitmonster in Not - Mit vereinter Kraft - Band2

Kapitel1
Die Zusammenführung

Worgimol lief geradewegs auf die Talenge zu. Sie war schon in Sichtweite. Er machte sich Sorgen wegen TamTam. Er hätte ihn eigentlich längst treffen müssen.
„Vielleicht wartet er ja an der Talenge auf mich. Wenn du doch nur nicht den Stein verloren hättest, TamTam. Dann könnte ich sehen, wo du dich jetzt aufhältst, mein kleiner Freund“, dachte er sich.

Als Worgimol zum Dorf der Streitmonster eilte, machte er sich viele Gedanken über die böse Macht, die er trotz schützender Kristalle immer stärker spürte.
„Gut vorbereitet zu sein, ist jetzt das A und O. Sie würden nicht lange fackeln und versuchen, mich zu besiegen“.

Das erste Mal in seinem Leben spürte der Zauberer, wie es sich anfühlt, wenn das, was man liebte, in Gefahr war.
Da wurde ihm klar, dass man sich nie gut genug auf eine Situation wie diese vorbereiten konnte. Die meisten Gedanken machte er sich aber wegen dem Plan, den er sich ausgedacht hatte. Er war löchrig. Es fielen ihm immer mehr Fehler auf. Der Außerirdische war zwar gegen ihren Zauber immun, aber nicht gegen die Blitze und Feuerbälle. Wenn sie ihn treffen, könnten sie ihm durchaus Schaden zufügen. Es wäre das reinste Himmelfahrtskommando, den Außerirdischen mit den Kristallen ins Dorf zu schicken.

Worgimol seufzte und warf den Plan, den er sich ausgedacht hatte, über den Haufen.

Seine letzte Hoffnung war, dass bald ein verbündeter Zauberer auftauchen würde. So könnten sie wenigstens zusammen gegen das Böse kämpfen. Worgimol entschied sich, die Mission jetzt ohne TamTam und den Außerirdischen zu Ende zu führen. Es wäre einfach zu gefährlich. Geknickt betrat er TamTams Lieblingsplatz und sah statt seines kleinen Freundes, Hypnora und Quälina. Sie schliefen tief und fest auf dem Baumstamm. Worgimol hielt es für wichtig, sie über die Lage zu informieren und trat an die beiden heran. Ganz sachte tippte er mit seinem Zauberstock auf Hypnoras Schulter, die mit einem lauten Schrei aufwachte. Quälina fiel fast nach hinten über und riss ihre Augen auf.
Der Zauberer trat einen Schritt zurück und begrüßte die beiden freundlich.
„Guten Tag, die Damen.“
Hypnora richtete sich auf, gähnte dem Zauberer ins Gesicht und schaute ihn verwirrt an.
„Worgimol?“, fragte sie dann ungläubig und rieb sich die Augen.
„Aber, wo ist TamTam denn?“
Der Zauberer wurde hellhörig.
„Wie kommst du auf Tamtam? Hast du ihn etwa gesehen?“
Worgimol hatte jetzt die Hoffnung, dass sie wusste, wo er war.
Hypnora überlegte, ob sie ihm die Sache mit den Kruskies erzählen sollte. Sie wollte nicht, dass er sie für völlig verrückt hielt, und verschonte ihn mit Einzelheiten. Sie sagte ihm nur, dass ihr ein Freund erzählt hätte, ihr Dorf sei in Gefahr und TamTam wohl auf dem Weg zu ihm wäre.
Worgimol schaute Hypnora skeptisch an und wollte wissen, ob TamTam alleine war. Hypnora antwortete, dass sie nicht danach gefragt hatte und es deshalb nicht wisse.
„Verdammt!“, fluchte Worgimol und schlug leicht verärgert mit seinem Stock auf den Boden. Nicht nur, dass er TamTam verpasst hatte. Ihn ärgerte es, dass er immer noch nicht wusste, ob der Außerirdische bei ihm war.

Hypnora und Quälina schauten den Zauberer ehrfurchtsvoll an. Sie warteten gespannt, was er als Nächstes tun würde. Worgimol entschuldigte sich, dass er sie mit seiner plumpen Art so verschreckt hatte. Hypnora tat dann so, als ob sie nicht wüsste, was er meinte und bot ihm ihre Hilfe an.
„Wir wissen, dass es eine böse Macht gibt. Und wir wollen helfen. Egal wie. Sag uns einfach, was wir tun sollen! Wir kommen mit dir und befreien unser Dorf gemeinsam. Du weißt ja, dass wir mit Fähigkeiten ausgestattet sind.“
„Nein, nein, meine Lieben.“ Worgimol fühlte sich geschmeichelt.
„Ihr sollt nicht auch noch in Gefahr geraten. Es reicht vollkommen aus, wenn ihr hier auf TamTam wartet. Sagt ihm, dass er mir auf keinen Fall ins Dorf folgen soll. Und seid auf der Hut vor den Gehilfen des bösen Zauberers. Am besten versteckt ihr euch, wenn ihr einen von denen seht.“
Hypnora musste an die schreckliche Kreatur auf der Hochebene denken, der sie nur um Haaresbreite entkommen waren. Allein bei dem Gedanken daran bekam sie Gänsehaut und stimmte dem Zauberer ohne zu zögern zu. Dann verabschiedete sich Worgimol. Er ließ den beiden aber jeweils noch einen Kristall da und erklärte ihnen, dass dieser sie davor schützen würde, von der bösen Macht aufgespürt zu werden. Dann zog er weiter durch die Talenge von Raeg.
Hypnora und Quälina schauten dem Zauber hinterher. Danach liefen sie zu dem kleinen See. Sie konnten nicht mehr sitzen. Der Gedanke, dass der Zauberer so aufgewühlt war, behagte ihnen nicht.
„Hast du bemerkt, wie aufgeregt er war?“, fragte Hypnora und nahm ein paar Steine vom Boden. Quälinas Antwort kam zögerlich.
„Mhhh, meinst du, Worgimol hatte Angst?“
Hypnora starrte auf den See und überlegte.
„Ich weiß es nicht. Aber am liebsten wäre ich mitgegangen“, sagte Hypnora dann enttäuscht und schaute zu Quälina.
„Ich weiß Hypno, ich habe es dir angesehen. Aber Worgimol wird schon wissen, was zu tun ist. Und vielleicht ist es wirklich besser, hier auf TamTam zu warten.“
Hypnora wurde nervös. Sie ließ einen Stein, den sie in ihrer Hand hielt, durch ihre Finger gleiten und schmiss ihn dann in den kleinen See. Beide beobachteten, wie er unterging. Dann schmiss sie einen zweiten und dritten Stein hinterher.
„Ich fühle mich das erste Mal total machtlos. Es schmerzt regelrecht, nichts zu tun, während man weiß, dass sein eigenes Dorf in Gefahr ist.“
Hypnora hob einen weiteren Stein auf und schmiss ihn weit in die Mitte des Sees. Beide staunten allerdings, als er nicht unterging, sondern wieder zurückkam. Es dauerte einen Moment, bis sie erkannten, dass es kein Stein, sondern ein Kruskie war. Der kraulte wie ein Weltmeister und kam etwas erschöpft ans Ufer.

„Ups“, entfuhr es Hypnora.
Sie fischte den Kleinen aus dem Wasser und schüttelte ihn kräftig durch. Sie mochten es nicht, nass zu werden. Der Kruskie verdrehte seine Augen. Ihm war schwindelig und schlecht zugleich.
„Könnte das der Kruskie sein, der uns verraten kann, wo sich TamTam gerade aufhält? Was meinst du, Hypno?“
„Ich weiß nicht, kann schon sein. Werden wir ja gleich hören.“

Sie studierte den Kruskie, der sich gerade noch auf ihrer Hand erholte und streichelte ihm leicht über seine harte Schale. Dann hielt sie ihn ans Ohr.
Mit all seiner Kraft schrie er drauf los. Für Hypnora war es, als ob ihr jemand leise in ihr Ohr flüsterte. Sie musste genau hinhören, um nichts Falsches zu verstehen.
„Nun, das war zwar nicht nötig, aber vielen Dank für die kleine Reinigung. Übrigens, ich heiße Hugo Meilenstein.“

Er holte kurz Luft und schrie dann weiter. „Mein Herr und Meister hat mich geschickt. Er würde gerne wissen, was ihr gegen diese Eindringlinge unternehmt und bietet euch unsere Hilfe an. Wenn es etwas gibt, das wir tun können, lasst es uns wissen! Mit uns ist nicht zu spaßen, wir sind ziemlich stark.“
Anhand seiner Stimme vernahm Hypnora, wie aufgeregt, aber auch stolz der Kruskie war, ihr diese Nachricht zu überbringen. Wenn die Lage nicht so ernst gewesen wäre, hätte sie laut drauflos gelacht. Nur war ihr nicht zum Lachen zumute. Tatsächlich dachte Hypnora einen Augenblick über sein Angebot nach. Wie könnten die Kruskies wohl helfen. Doch so sehr sie auch nach Antworten suchte. Ihr fiel letztendlich nur die eine ein.

„Also, ich habe kurz darüber nachgedacht“, antwortete sie ihm dann.
Hugo war gespannt und schaute Hypnora mit einem breiten Grinsen an.
„Sag deinem Meister, dass ihr weiterhin die Augen offenhalten sollt! Seltsame Vorgänge leitet ihr bitte sofort an uns oder den Zauberer weiter! Ach, Moment mal, kennt ihr Worgimol eigentlich?“ Hypnora hielt den kleinen Kruskie wieder ans Ohr.
„Also wirklich“, antwortete Hugo ihr dann entrüstet.
„Wer kennt denn den berühmten Zauberer Worgimol nicht?“ Er war fassungslos, dass sie ihn das überhaupt gefragt hatte.
Sie sah Hugo an und schmunzelte.
Um ihn auf den neusten Stand zu bringen, erzählte Hypnora dem kleinen Kruskie dann, dass Worgimol gerade auf dem Weg zum Dorf der Streitmonster sei, um ganz allein gegen die Bösen zu kämpfen.

Hugo Meilenstein bekam große Augen.

„Der ist ja mutig. Gegen so viele auf einmal. Wie will er das schaffen?“ Es war ihm unbegreiflich. Er schüttelte den Kopf und sah nachdenklich aus.
„Das muss ich sofort meinem Meister sagen. Lass mich schnell wieder runter, bitte.“
Hugo winkte zum Abschied und rannte schon auf eines der Löcher in der Erde zu, da hob Hypnora ihn noch mal auf und fragte nach TamTam.
„Nun, der sitzt auf dem Buffbong mit einem ....“ Hugo stoppte kurz und suchte nach dem richtigen Wort, „ …ach ja, einem sogenannten Außerirdischen. Hab selbst keine Ahnung, wer das sein soll. Noch nie gehört den Namen.“ Hugo schüttelte ungläubig seinen Kopf. Hypnora setzte ihn dann wieder ab.

Hugo Meilenstein rannte sofort los, um dem Meister davon zu berichten. Er wollte durch Zuverlässigkeit und Fleiß endlich befördert werden. Auch die kleinsten Lebewesen hatten innerhalb ihres Staates Regeln. Nur die Fleißigsten konnten irgendwann einen Platz in den oberen Rängen einnehmen und Befehle erteilen.
Quälina gab ihrer Freundin einen leichten Klaps gegen die Schulter. Die starrte mit offenem Mund auf den See.

„Was ist los, Hypnora? Was hat er dir erzählt? Sag schon!“, stocherte Quälina. Sie hielt es kaum noch aus vor Neugier.

Hypnora wachte langsam aus ihren Träumen auf und stammelte vor sich hin:
„TamTam reitet den Buffbong. Zusammen mit einem Außerirdischen.“
„Hä, habe ich da richtig gehört“?
Quälina war völlig außer sich und lief einige Schritte auf und ab, während sie vor sich her murmelte. „TamTam ..., unser TamTam also. Auf dem Buffbong. Wird ja immer verrückter. Was ist denn gerade nur los auf diesem Planeten?“
Sie schaute zu Hypnora, die in Gedanken war und in Richtung Waldrand lief.

Die pralle Hitze mochte Quälina nicht. Sie wollte sich dort ein schattiges Plätzchen suchen und schlenderte langsam den Weg entlang. Dabei suchte sie auf dem Sandboden nach dem Loch, in dem der Kruskie verschwunden war.
„Wo ist er denn nur hin? Ich habe doch genau gesehen, dass er hierher gerannt ist.“
Leicht verwundert, dass es plötzlich weg war, lief Quälina weiter und sah in der Ferne etwas, das sich ihnen näherte. Bei dem grellen Licht der Sonne konnte sie kaum etwas erkennen und kniff die Augen zusammen. Es war eine riesige Staubwolke, die auf sie zukam. Hypnora, die seit der Hochebene mental immer noch mit ihrer Freundin verbunden war, spürte sofort, dass Quälina aufgewühlt war, und stellte sich zu ihr.
„Siehst du etwas, außer dieser Staubwolke?“, fragte Quälina dann nervös.

„Mhhh“, Hypnora legte ihre Finger an die Schläfen und konzentrierte sich. Ihre Augen wurden klarer und größer und ihr Blick schärfer.
„Also, ich sehe auch nichts weiter als diesen Staub. Moment, warte mal! Jetzt kann ich …, das ist nicht wahr, oder?“

„Was denn? Was ist, nicht wahr?“, stocherte Quälina nach. Sie war neugierig und legte die Finger nun auch an ihre Schläfen. Dann konzentrierte sie sich. Genauso wie ihre Freundin. Doch der Versuch, etwas zu erkennen, schlug fehl.
„Ach Mann! Ich wünschte, ich hätte deine Fähigkeiten! Irgendwann muss es doch mal klappen!“, fluchte Quälina leise und ärgerte sich.
„Was siehst du denn nun, Hypno? Du machst das doch absichtlich, um mich zu ärgern, oder?“
Hypnora lächelte nur. Sie liebte es, ihre Freundin auf diese Weise zu necken.

„Schon gut, ich sag es dir ja. Also ich kann den Buffbong sehen. Oben drauf sitzt TamTam. Warte mal! Dahinter sitzen noch zwei, nein drei andere. So wie ich sehen kann, haben die ein Mordstempo drauf. Sie müssten demnach bald hier sein. Ich hoffe, mit guten Nachrichten.“

Den beiden Streitmonster-Damen sah man ihre Erleichterung an, gleich nicht mehr allein zu sein. Sie freuten sich auf TamTam. Und waren gespannt, was er zu sagen hatte. Sie hüpften und schrien, um sich bemerkbar zu machen.

TamTam sah Hypnora und Quälina als Erster. Er informierte sofort seine Freunde und den Buffbong. Der rannte wie ein Weltmeister und brauchte auch mal eine Pause. TamTam hörte, wie schwer er schon atmete. „Eine gute Stelle, wo der Buffbong etwas trinken kann“, dachte er sich.

„So kann ich die beiden auch gleich fragen, ob ihnen Worgimol über den Weg gelaufen ist.“
Einen Moment später bremste der Buffbong etwas ruppig ab und kam direkt vor den beiden zum Stehen.
Mit einem Satz sprang TamTam dann wieder vom Buffbong und begrüßte die beiden.
Doch er blieb vorsichtig, so wie bei Kleckerpocke. Die Warnung von Worgimol hatte er sich eingeprägt und traute niemandem. Nicht mal einem Streitmonster, das er gut kannte. Alle konnten bereits von der bösen Macht befallen sein.
Doch dann sah er in Hypnoras Augen, wie erleichtert sie war. Sonst hatte sie immer einen kühlen Blick. Fast schon hinterlistig. Davon war heute nichts zu sehen. Da wurde ihm klar, dass von ihr keine Gefahr ausging.
Nach einer kurzen Begrüßung standen alle im Kreis. Der Buffbong lief zum See. Schleimstein und Kleckerpocke schauten Hypnora und Quälina an. Die beiden starrten auf Jeffrey. Sie konnten ihre Blicke nicht mehr von ihm abwenden.
„Mal sehen“, dachte sich Hypnora. Sie versuchte sofort, ihre Hypnosekräfte auf ihn anzuwenden, als Jeffrey direkt in ihre Augen schaute. Zu ihrer Verwunderung regte sich bei ihm nichts. Dann erhöhte sie die Kraft. Wieder keine Reaktion.
„Hör auf damit Hypnora!“, rief TamTam, der das sofort mitbekam.
„Er ist gegen unsere Kräfte immun“, fuhr er mit ernster Miene fort.

Hypnora setzte schon an, sich zu verteidigen. Doch TamTam unterbrach sie.
„Wir haben es eilig. Den Grund erzähle ich gleich.
Sag mir nur eins! Habt ihr Worgimol gesehen?“ Seine Stimme klang jetzt grob.

Hypnora war sich der ernsten Lage bewusst.
„Ja, Worgimol ist hier gewesen.“
Noch bevor sie weiterreden konnte, schrie TamTam vor Freude auf.
„Was? Das ist ja super…!“
Mit einem Satz sprang er zu ihr und schaute sie erwartungsvoll an.

„Erzähl! Was hat er gesagt?“, fragte TamTam ungeduldig und zuckte dabei mit seinem Fuß auf und ab. Außer ihrer besten Freundin ließ Hypnora sonst niemanden so nah an sich heran und ging einen Schritt zurück, bevor anfing zu erzählen.

„Worgimol benahm sich anders als sonst. Er schien aufgewühlt. Aber weshalb, hat er nicht gesagt. Nur, dass wir hier alle warten sollen. Du und der Außerirdische auch.“
TamTam schien sprachlos. Er brachte keinen Ton hervor und suchte nach Gründen dafür. Warum sollte Worgimol auf die absurde Idee kommen, all seine Pläne über den Haufen zu werfen? Gleichzeitig stieg Wut in ihm auf. Er war schon so weit gekommen, hatte den Außerirdischen gebändigt und sogar als Freund gewonnen. Nun sollten sie hier warten, während alle, die er liebte, in Gefahr waren.
Er schaute Hypnora an, als wollte er herausfinden, ob sie ihn anlog und ein falsches Spiel mit ihm trieb.
„Denk logisch und bleib locker!“, dachte sich TamTam. Doch das war nicht so einfach. Gerade in dieser Situation. Er war misstrauisch und stocherte nach.

„Hatte Worgimol nichts weiter erwähnt oder einen Grund genannt für seine Entscheidung?“
TamTams Miene verfestigte sich. Er wurde ernster. Die ganzen Emotionen, die sich aufgestaut hatten, entluden sich jetzt bei ihm. Er ballte seine Fäuste und drückte zu. Es half ihm ein wenig, die Ruhe zu bewahren. Trotzdem sah man, wie angespannt er war. In dieser Haltung wartete er auf eine Antwort von ihr.

Hypnoras Hauptfach war die Psychologie. Sie sah an TamTams Verhalten genau, was in ihm vorging. Sie spürte, dass er ihr nicht traute. Den Grund kannte sie nicht. Und normalerweise hätte sie auch anders reagiert. Aber es ging heute um mehr, als nur darum, recht zu haben. Es ging schlichtweg um die Zukunft der Streitmonster. Mit einem kühlen Kopf fing sie an zu erzählen.
„Hör mal Tamtam! Worgimol sagte mir nichts weiter. Nur, dass wir warten sollen. Glaub mir, ich habe mich darüber auch geärgert! Ich wollte helfen, so wie du. Doch Worgimol lehnte ab.“ TamTam schaute zu Quälina rüber, die zustimmend nickte. Dann stellte er eine weitere Frage.

„Und wie sah Worgimols Zauberstock aus?“
TamTam wusste ja, dass Worgimols Zauberstock sich gerade in anderen Händen befand. Quälina schaute fragend zu Hypnora, die ihr Gesicht verzog und TamTam dann widerwillig antwortete.
„Was soll diese komische Frage? Ist das ein Verhör?“ Hypnora wirkte jetzt doch etwas genervt.
„Ich frage doch nur, wie der Zauberstock ausgesehen hat, den Worgimol bei sich trug. Eine einfache Frage, nicht wahr?“ TamTam schaute zu Jeffrey.

Der wusste, dass es eine Fangfrage war. Hypnora verdrehte die Augen.
„Okay, ich sehe schon, du bist grade etwas angespannt. Es war irgend so ein hölzerner Stock. Sah ziemlich krumm und schief aus, das Ding. Warum ist das so wichtig?“

Nun wusste er, dass Hypnora nicht gelogen hatte, und entschuldigte sich.
„Tut mir leid, aber der Zauberer meinte, ich soll äußerst vorsichtig sein.“
„Verstehe“, kam es zögerlich aus Hypnoras Mund und nahm den Außerirdischen jetzt wieder unter die Lupe. Sie fand ihn äußerst interessant und wollte unbedingt mehr über ihn wissen. Vorsichtig näherte sie sich und lächelte ihn an.
„Und aus welcher Ecke der Galaxie kommst du?“, fragte sie Jeffrey dann neugierig. Alle spitzten jetzt die Ohren. Sie wollten auch gerne hören, wo er herkam, und schauten ihn aufmerksam an. Jeffrey, der sich nach dem Ritt auf dem Buffbong gar nicht wohlfühlte, wollte gerade anfangen zu erzählen, als sein Gesicht plötzlich grün anlief. Er konnte nicht mehr und übergab sich auf der Stelle. Der erste Schwall Kotze flog in hohem Bogen vor die Füße der Streitmonster.

Im ersten Augenblick sah es für alle Streitmonster so aus, als würde Jeffrey sie attackieren. Automatisch nahmen sie alle, bis auf Tamtam, ihre Angriffshaltung ein. Schleimstein roch die Kotze zuerst und schrie drauflos.
„Angriff ...! Der Außerirdische greift mit irgendeiner stinkenden Masse an.“
Ohne abzuwarten, spuckte er klebrigen Schleim auf Jeffrey und traf den Oberkörper. Seine Arme klebten sofort am Körper fest. In dem schlechten Zustand, in dem sich Jeffrey befand, bekam er nicht mal mit, dass er zugeschleimt wurde. Er kotzte einfach weiter, bis sein Magen komplett leer war. Danach fiel er völlig erschöpft nach vorne über und landete mit dem Gesicht in seiner eigenen Kotze. Dort blieb er vom Schleim gefesselt liegen und rührte sich nicht mehr. Die anderen näherten sich und verzogen ihre Gesichter. Der Kotzgeruch war zu eklig. Keiner wusste so genau, ob Jeffrey noch lebte. TamTam beugte sich vorsichtig über ihn. Als er mitbekam, dass seine Nasenflügel zuckten, drehte er Jeffrey auf den Rücken und sah ihn sich genauer an.
„Und? Lebt er noch?“, fragte Kleckerpocke schließlich. Er traute sich jetzt etwas näher ran und klopfte Schleimstein auf seine Schulter.
„Gut gemacht! Wer weiß, was der Außerirdische wirklich im Sinn hatte.“

Schleimsteins Brust schwoll sofort an. Er fühlte sich geehrt und schaute in die Runde, ob die anderen ihm auch genügend Beachtung schenkten. TamTam war nicht erfreut. Er sprang wütend auf und schubste Schleimstein beiseite.
„Wie oft muss man dir eigentlich noch sagen, dass Jeffrey der Wichtigste von uns allen ist? Ja vielleicht sogar der Einzige, der unser Dorf noch retten kann! Und du bringst ihn fast um!“
„Stimmt doch gar nicht“, erwiderte Schleimstein. Er fühlte sich von TamTam ungerecht behandelt und zog sich beleidigt zurück. Kleckerpocke wollte wieder hinterher und mit ihm reden. Doch diesmal hielt ihn TamTam zurück.
„Lass ihn mal, er muss auch mal alleine damit klarkommen, dass er Mist gebaut hat!“
Kleckerpocke wusste, dass TamTam recht hatte, und ließ Schleimstein allein.
„Außerdem brauche ich mal deine Hilfe bei Jeffrey.“

Sie zogen ihn gemeinsam aus der Kotze und legten ihn in eine angenehme Position. Seinen Kopf betteten sie auf einige Blätter. TamTam war zuversichtlich. Er hatte Jeffrey schon einmal so erlebt. Am See war er in einem ähnlich schlechten Zustand wie jetzt. Und kurze Zeit später war er wieder topfit.
„Er wacht bestimmt bald wieder auf“, sagte TamTam dann zu den anderen.
„Und was wollen wir jetzt machen?“, fragte Hypnora.

„Ich meine, bleiben wir hier oder schlagen wir uns durch bis zum Dorf und helfen Worgimol?“
TamTam war sich unsicher.
„Wir warten, bis Jeffrey wieder wach ist. Ich will keine Entscheidung ohne ihn treffen.“
„Verstehe ich das richtig? Du willst den Außerirdischen mit einbeziehen? Überleg doch mal! Er hat nichts mit dem Ganzen zu tun. Und darüber hinaus ist er nicht mal einer von uns. Sieh ihn dir mal an! Was könnte er denn jetzt noch ausrichten? Der ist doch hinüber. Wie jämmerlich er da liegt“, brachte Hypnora hervor.
TamTam überlegte. Vieles sprach dafür, ihr zuzustimmen. Doch er hatte auch immer wieder die Stimme von Worgimol im Kopf, die ihm sagte: „Er ist der Auserwählte.“

„Ich gebe zu, es sieht nicht grade danach aus, als wäre Jeffrey die beste Lösung. Aber ich bleibe dabei. Er ist der Auserwählte. Er muss es sein.“
Bevor er weitererzählte, schaute er kurz zu Jeffrey.
„Glaub mir! Anfangs hatte ich Zweifel. Aber bei allem, was er schon für mich getan hat. Du wirst sehen, dass ich mich in ihm nicht täusche!“, sagte TamTam und schaute wieder etwas bedrückt zu Jeffrey, der ihm leidtat.
„Na ja, der Angriff mit dem stinkigen Zeug war wohl nicht die beste Idee, die er hatte. Aber ich lass mich gerne überraschen, was er noch so für ulkige Sachen macht“, gab Hypnora etwas spitzfindig als Antwort.

Quälina musste über die Bemerkungen lächeln und hielt sich die Hand vor den Mund.
TamTam merkte, wie sie sich über ihn lustig machte und wandte sich genervt ab.
Er nutzte die Zeit, lief ein paar Schritte und machte sich Gedanken über Jeffreys Angriff. Er war sich nicht mehr sicher, wollte aber auch nicht glauben, dass Jeffrey sie absichtlich attackiert hatte.
„Vielleicht war es eine Nebenwirkung der Reise“, grübelte er und lief dabei hin und her.
Dann sah er, wie Kleckerpocke und Schleimstein zu Jeffrey liefen.

„Was machen die da nur?“, fragte er sich und beobachtete die beiden. Mit Erstaunen sah er dabei zu, wie sie Jeffrey von dem restlichen Schleim befreiten. Anschließend spülten sie die Kotze mit frischem Wasser ab. TamTam fiel dabei auf, wie sanft und sorgsam sie mit Jeffrey umgingen. Als wäre es einer von ihnen. Sein Herz schlug sofort höher. Sichtlich berührt, schloss er sich den beiden an und half mit. Jeffrey wachte kurze Zeit später wieder auf und zuckte zusammen, als ihn sechs Streitmonster Augen gleichzeitig anstarrten. Beim Aufwachen träumte Jeffrey allerdings noch, er sei in seinem Bett und es würde gleich Kaffee und Kuchen geben. Obwohl er das Zeug noch nie getrunken hatte, sehnte er sich im Traum danach. Besonders der angenehme Geruch, der ihm Zuhause immer in die Nase stieg, hatte es ihm angetan.
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